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…Und was soll ich sonst sagen?

Die Frage schließt sich immer an, wenn du jemanden darauf hinweist, dass ein bestimmter Begriff rassistisch sei. Das Lieblingswort umschreibe ich mal, statt es aufzuschreiben: Die Menschen mit dem Federschmuck und den Mokkasins. Kein Wunder, dass selbst kleine Kinder jetzt schon wissen, worum es geht. Obwohl hinlänglich bekannt sein sollte, dass es sich bei diesem Begriff erstens um eine Fehlbenennung, zweitens um ein Stereotyp und drittens um eine Verharmlosung von Völkermord handelt, hält er sich hartnäckig und immer wenn man den Leuten sagt, dass dies so sei, fragen sie: „Was soll ich denn sonst sagen?“

Die beste Lösung in den allermeisten Kontexten ist ganz klar:

Gar nichts.

Hä? Wie jetzt?

Bleiben wir beim Beispiel. Überleg dir am besten, wann du diesen Begriff benutzt. Ich kenne so manche Beispiele. In Hörspielen und Büchern kommt der Satz gern vor, aber auch in der Kita wurde den Kindern zugerufen: „Jetzt schleicht mal wie die I….“ Du weißt, wie es weitergeht. In einer Turn-Spiel-Gruppe hatten wir mal ein schönes Spiel. Die Kinder sollten von einem Ende der Halle zum anderen laufen und dabei die Geräusche und die Gangart verschiedener Tiere nachmachen. Die Anweisungen hießen zum Beispiel: „Jetzt stampft mal wie ein Elefant.“ Oder: „Schlängelt euch wie eine Schlange durch die Halle.“ Du wirst es raten. Eine Ansage lautete: „Nun schleicht mal wie…“

Klar, da konnte ich nicht still bleiben. Und klar, die Gegenfrage blieb nicht aus. Was sonst sagen? Jetzt macht langsam meine Antwort Sinn, oder? Weshalb, in aller Welt, muss man bei einem Spiel, in dem Tiere nachgeahmt werden, Menschen einbauen? Was haben sie dort überhaupt zu suchen? Abgesehen davon, dass dieses Rumgeschleiche und -geheule ein absolutes Stereotyp ist und nichts mit den Menschen zu tun hat, die vermeintlich mit dem Begriff gemeint sind. Dieses Wort ist zu einem Allzweck-Konsortium für unsere exotistischen Träume geworden (okay, das war jetzt vielleicht etwas wissenschaftlich angehaucht). Was ich meine: Wenn du dir die Situationen anschaust, in denen du das Wort „Indianer“ sagst, wirst du merken, dass du es in der Regel ersatzlos streichen kannst, da es nicht in den Kontext passt. Es wäre in so einem Fall kein bisschen besser zu sagen: „Nun schleicht mal wie Angehörige der indigenen Völker.“ Das wäre vielleicht der politisch korrekte Begriff, aber der Kontext ist dennoch rassistisch. Vielleicht erfüllt die Verwendung des korrekten Begriffes an der Stelle immerhin einen Zweck: Sie führt dir die Absurdität dessen vor Augen, was du gerade sagst.

Ergo: Mach dir bitte zuerst Gedanken, weshalb du einen bestimmten klischeebehafteten, stereoptypen oder rassistischen Begriff verwendest.

  • Willst du ein Kinderspiel spielen, dich verkleiden, ein Bild malen oder einen Charakter in deine Geschichte einbauen, der anders ist? Dann bringt eine neue Benennung nichts. Ersetze nicht die Begriffe, sondern ersetze die Situation, indem du Menschen aus deinem eigenen kulturellen Kontext wählst.
  • Hältst du einen Vortrag über die indigenen Völker Nord- oder Südamerikas? Oder über die Eroberung und Kolonisation dieses Kontinents? Klar, dann musst du etwas über diese Menschen sagen. In dem Fall recherchier bitte gut, welches die korrekten Begriffe zu dem Zeitpunkt sind, zu dem du den Vortrag hältst und in der Sprache, in der du ihn hältst. Begrifflichkeiten können sich nämlich ändern und werden in unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Kontexten anders verwendet. Du solltest immer darauf achten, was die Selbstbenennung der Menschen ist, um die es geht, und wie sie von anderen benannt werden wollen.

Weitere beliebte Beispiele:

  • „Die Eskimos haben 50 verschiedene Wörter für Schnee.“
    –> Diese Aussage kannst du ersatzlos aus deinem Wortschatz streichen. Verwende sie bitte nie als Einstieg in ein Referat, einen Vortrag oder ähnliches. Abgesehen davon, dass du hier einen rassistischen Begriff (Eskimo) verwendest, bedienst du Klischees und benutzt Beispiele aus Kontexten, die mit deinem Vortrag vermutlich nichts zu tun haben. Hast du überhaupt recherchiert, ob die Behauptung stimmt? Gibt es diese eine Sprache, in der vermeintlich 50 Wörter für Schnee auftauchen? Wusstest du, dass „Eskimo“, ähnlich „Indianer“, eine Sammel- und Fremdbezeichnung ist? Statt also zu fragen, was du stattdessen sagen solltest – diese Frage ist nämlich nicht so einfach zu beantworten, da sich die Betroffenen selbst uneinig sind – solltest du dich zuerst fragen, ob du den Begriff wirklich benötigst oder ob er inhaltlich gar nicht in dein Thema passt. Auch hier wieder: Hältst du einen Vortrag über das nördliche Polargebiet, Alaska, die Arktis oder ähnliches, macht es sicherlich Sinn, dich mit der Bezeichnung auseinanderzusetzen und zu recherchieren, wie die verschiedenen Bevölkerungsgruppen sich selbst bezeichnen und von anderen benannt werden möchten. Bitte nutze dazu unterschiedliche Quellen, die Angaben können nämlich voneinander abweichen.

Was schließen wir daraus?

Wenn du über andere Menschen sprichst oder schreibst, insbesondere, wenn diese Menschen aus einem Kontext stammen, der dir nicht vertraut ist, informiere dich genau, welche Bezeichnungen in Umlauf sind, wie sie historisch entstanden sind und was du damit aussagst. Das kann dich im Zweifelsfall vor verallgemeinernden, falschen oder rassistischen Aussagen bewahren. Es kann auch helfen, sich die Begriffe, die du gelernt hast, genauer anzuschauen. Oft kannst du ihre Unzulänglichkeit schon am Wort erkennen (Gutes Beispiel: Mischling).

Hinterfragen

Ganz wichtig: Lass dich nicht unterkriegen. Das ist alles nicht so schwer, wie es aussieht. Es bedeutet nur, dass wir uns beim Sprechen – und besonders Schreiben – etwas mehr anstrengen müssen. Und vor allem: Die Sprache, mit der wir aufgewachsen sind, sollten wir immer wieder hinterfragen. Sie ist von rassischem und kolonialistischem Denken geprägt. Wenn du nicht so denken und vor allem keine vorurteilsbehaftete Sprache an deine Kinder weitergeben möchtest, bleibt dir nichts anderes übrig, als dich damit zu beschäftigen. Zum Glück findest du dabei ganz viel Unterstützung. Auch KuLKids kann helfen. Frag uns einfach oder sieh dich in unserer Kreativ-Ecke um.

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